Pressegespräch im Rahmen des Franchise-Forum 2014: Zusammenfassung

Erfolg als Existenzgründer mit Franchising

Das Pressegespräch wurde vom Deutschen Franchise-Verband e.V. (DFV) im Zuge des jährlich stattfindenden Franchise-Forums organisiert. Am Montag, den 19. Mai 2014, trafen sich Vertreter des DFV, einige Franchise-Geber sowie Journalisten in München, um über Franchising zu diskutieren. Einleitend stellte Dr. Martin Ahlert die Studie des F&C (Internationales Centrum für Franchising und Cooperation) vor: „Gut gemanagt: Was Franchisesysteme und -gründungen erfolgreich(er) macht“.

Studienergebnisse vorgestellt

Die Frage, ob Existenzgründer mit Franchising erfolgreicher sind als ohne, wurde mit der Studie zu Beginn des Pressegesprächs somit in den Fokus gestellt. Basierend auf der Studie, kann die Frage bejaht werden. Dabei wurden aber nicht alle Franchise-Systeme in Deutschland berücksichtigt, sondern nur die Mitglieder des DFV, die sich alle drei Jahre dem System-Check stellen, dessen elementarer Bestandteil eine Partnerzufriedenheitsanalyse ist. Die für mich überraschendste Aussage der Statistik: Die Zufriedenheit mit dem Franchise-Geber ist vielen Partnern noch wichtiger, als der wirtschaftliche Erfolg.

Negatives Image spiegelt sich in Fragen wider

Doch schon bald nach der Vorstellung der zentralen Studienergebnisse entwickelte sich die Diskussion in eine andere Richtung. Die erste Frage eines Journalisten spiegelt sehr gut wider, wie verdreht die öffentliche Wahrnehmung von Franchising in Deutschland teilweise ist. Die Frage beinhaltet die Annahme von „Knebelverträgen und gequälten Franchise-Nehmern“ und die Aussage, dass die öffentliche Wahrnehmung des Franchisings negativ sei.

Patrick Bontenakels von dem System Zaunteam ergreift als erster das Wort, weist den Vorwurf der Knebelverträge von sich und berichtet wie die Partnerakquise in seinem Unternehmen abläuft. Transparenz habe bei Zaunteam oberste Priorität. Er empfehle Interessenten, sich selbst Zaunteam-Betriebe auszusuchen, diese zu besuchen und die Franchise-Nehmer zu fragen, wie es ihnen mit dem System geht. Seiner Meinung und Erfahrung nach entschlössen sich Interessenten oftmals genau auf Grund dieses Austauschs mit bestehenden Partnern für die Franchise-Partnerschaft.

Daraufhin wendet der Journalist ein, dass ja in dieser Runde sicher „redliche Franchise-Systeme“ vertreten seien, aber was sei denn mit dem Rest? Dann führt er das konkrete Beispiel Müller Brot an, das natürlich in Bayern regional besonders wahrgenommen wurde. Es erfolgt zunächst einmal die Aufklärung, dass Müllerbrot kein Franchise-System sondern ein Pachtsystem sei.

Wo Franchising drauf steht, ist nicht immer Franchising drin

Hier liegt meiner Meinung nach überhaupt oftmals der Hase im Pfeffer: Dass sich manch Unternehmen Franchise-System nennt, das faktisch keines ist. Kein Wunder, dass es hier zu Missverständnissen kommt. Dr. Hans Christian Limmer von BackWerk meint zu dem Fall Müller Brot, dass es von vornherein schlechte Voraussetzungen bei Müller Brot gab, da sie mit dem Pachtkonzept bereits schlechter laufende Betriebe auffangen wollten.

Herr Dr. h.c. Dieter Fröhlich, Präsident des DFV, warnt auch vor MLM-Systemen (Multi-Level-Marketing), die sich gerne mit dem Begriff Franchising schmücken. Hierbei handele es sich nur allzu oft um Schneeballsysteme und eben nicht um das Business Format Franchising.

Keine vorgeschriebenen Preise

Die Rückfrage, was er denn unter einem Knebelvertrag verstehe, wird an den Journalisten gerichtet. Die Antwort lautet: „Eine verpflichtende Mengenabnahme zu festgelegten Preisen.“ Daraufhin schaltet sich der Geschäftsführer des DFV, Torben L. Brodersen, ein und stellt klar, dass Franchise-Geber die Preise nicht festlegen dürften. Zudem könnten nur bis zu 80 Prozent des Warensortiments vorgeschrieben werden, den Rest könne der Franchise-Nehmer gestalten. In großen Systemen wie bei McDonald’s stimmen die Franchise-Nehmer gemeinsam über das ergänzende Sortiment ab, damit ein einheitliches Angebot gewahrt bleibt.

Etwas „Knebel“ stecke aber durchaus in jedem Franchise-Vertrag und -System, überrascht Matthias H. Lehner von bodystreet die Runde. Denn schließlich müsse eine gewisse Qualitätssicherung in einem seriösen System selbstverständlich sein. Die festgelegten Standards müssten zwingend eingehalten werden – im Fall bodystreet gehe es schließlich um die Gesundheit der Kunden und Kundinnen. Hier sei entsprechende Härte also gerechtfertigt – sonst würde aber auch das Konzept Franchising ad absurdum laufen. Auch Dr. Limmer meint, dass schlichtweg der Erfolg auch enge (Franchise-)Verträge rechtfertigt.

Warum Franchise?

Eine weitere Frage aus den Reihen der Journalisten: Warum entscheidet sich ein erfolgreiches Unternehmen mit einem guten Geschäftskonzept für Franchising? Warum expandiert man nicht mit eigenen Filialen und Geschäftsführern?

Zum einen handelt es sich oftmals um gemischte Filial- und Franchise-Systeme. Das bedeutet, dass einige Betriebe von Franchise-Nehmern betrieben werden, andere aber in eigener Hand bleiben. Aus Franchisegeber-Sicht ermöglicht Franchising eine Expansion ohne Eigenkapital. Doch hier liegt ein oft begangener Denkfehler: Die Entwicklung eines geschäftsfähigen Franchise-Systems dauert in etwa zehn Jahre. Hier muss der Franchise-Geber in Vorkasse gehen und tief in die Tasche greifen. Brodersen bringt die hohe Fluktuation unter den Franchise-Gebern ins Gespräch: Zwischen zehn und 15 Prozent scheitern. Hauptgrund ist laut Brodersen die nicht ausreichende Finanzierung der Systeme. Zudem seien engagierte Franchise-Nehmer oftmals deutlich motivierter und gewissenhafter als angestellte Geschäftsführer, wie der langjährige Franchise-Geber der Musikschule Fröhlich, Dr. h.c. Dieter Fröhlich zu berichten weiß.

Das Pressegespräch hat deutlich gemacht, dass auf Seiten der Presse viele Fragen zum Thema Franchising bestehen – die wiederum gut vom DFV und den praxiserfahrenen Franchise-Gebern beantwortet werden konnten. Der offene Dialog, der eben auch kritische Fragen zulässt und auf diese offen und ehrlich eingeht, scheint mir der richtige Weg zu sein, das Image des Franchisings in Deutschland zu verbessern.

 

 

 

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