Tiefpunkt für Existenzgründungen in Deutschland
Die aktuelle Ausgabe des Gründungsmonitors der KfW Bank fand bereits in allen relevanten Medien ihr Echo: Seit Beginn der Erhebungen wurde 2012 der niedrigste Stand der Existenzgründungen in Deutschland gemessen. Der Gründungsmonitor wird seit 2000 erstellt und veröffentlicht. Die Ergebnisse der Umfrage geben einen guten Überblick über die Entwicklung in Sachen Existenzgründung, Selbstständigkeit und Unternehmertum in Deutschland für das jeweilige Jahr.
Sinkende Gründerzahlen
Bereits 2011 wurde ein Rückgang an Gründungen verzeichnet. Dieser Rückgang verstärkte sich noch einmal von 2011 auf 2012 um -7 %. Die eigentlich erfreulich gute Arbeitsmarktlage, eine dabei aber schwache Konjunktur und nicht zu vergessen die gravierenden Änderungen bei der Förderung von Existenzgründungen (Existenzgründungszuschuss) werden von der KfW Bank als Hauptfaktoren genannt. Noch beunruhigender ist das Fazit, dass auch für das laufende Jahr keine Belebung des Existenzgründungsmarktes zu erwarten ist.
Was bedeutet das für die Franchise-Branche?
Auch im Rahmen des jüngst stattgefundenen Franchise-Forums 2013 in Berlin wurde das Thema aufgegriffen: schwächelt die Existenzgründungsbranche, gehen natürlich auch die Anfragen von potentiellen Existenzgründern an Franchise-Systeme in den Keller. Die ohnehin schwierige Franchisepartner-Gewinnung wird somit aktuell zu einem besonders brisanten Thema.
So lange sich in Sachen Existenzgründungszuschuss und/oder anderen Förderungen für Gründer nichts tut, müssen sich Franchise-Systeme also der Frage stellen, wie sie trotzdem weiter mit Franchise-Partnern expandieren können. Franchise-Systeme könnten ihre Unterstützungsleistungen zum Beispiel in Sachen Finanzierung und Businessplan erweitern und diese Leistungen auch zielgruppengerecht kommunizieren. Bei potentiellen Gründern, bei denen die Zurückhaltung in Sachen Selbstständigkeit aus einem eher ausgeprägten Sicherheitsempfinden herrührt, könnten es gerade Franchise-Systeme mit einem guten Leistungspaket sein, die überzeugen. Nichts desto trotz ist auch langfristig mit einem Rückgang an Anfragen zu rechnen – auch im Hinblick auf die demografische Entwicklung. Franchise-Systeme sollten dementsprechend ihr Portfolio, das sie angehenden Franchise-Partnern bieten, überprüfen und im Zweifelsfall entsprechend aufstocken und verbessern.
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8 Kommentare
Die jüngst veröffentlichen Zahlen bzgl. Franchising in Deutschland, in denen sowohl bzgl. Umsatz, die Anzahl der Partner, die Anzahl der Betriebe usw. ein (wieder mal) sehr positives Bild gezeichnet worden ist, passt meiner Meinung nicht so recht zu diesem Artikel, der ja irgendwie die Franchisegeber auffordert, noch mehr für ihre Attraktivität bei der Franchisenehmer-Rekrutierung zu tun.
Nun muss ich sagen, dass die Zahlen des Franchise-Monitor leider nicht sonderlich transparent sind und daher die Wertung für Außenstehende nicht, oder nur schwer, möglich ist. Eine Anfrage nach Hintergrundinformationen (wie sich die Zahlen zusammensetzen), blieb mir leider bislang unbeantwortet.
Neben dem eindeutigen und ehrlichen Bemühen, mehr Leistung zu einem guten Franchise-Paket zu schnüren, sehe ich leider eine weitere Gefahr. Wenn die Luft für die Systeme dünner wird, wird der Kampf um die Bewerber härter. Die Franchisevermittler werden ihre Rolle noch weiter ausnutzen, die Toleranz der Eignung eines Bewerbers wird weiter nach unten gesetzt. Am Ende bleiben noch mehr Menschen mit ihren Schicksalen auf der Strecke, die überzogenen Behauptungen geglaubt haben.
Sehr geehrter Herr Kölln,
wir haben den Herausgeber des Franchise-Monitor um eine Stellungnahme gebeten und hoffen nun mit Ihnen, dass er sich hier öffentlich äußert.
MfG,
Verena Iking
Der Franchise-Monitor gibt die Ergebnisse einer jedes Jahr wiederkehrenden Befragung der Franchise-Wirtschaft wieder. Es wurden ca. 950 Systeme aufgefordert sich zu beteiligen. 185 (ca. 20%) haben teilgenommen. Insofern sind die Zahlen die der Franchise-Monitor veröffentlichen repräsentativ und statistisch belastbar. Der Franchise-Monitor bewertet zudem keine einzelnen Systeme und ist auch in keiner Weise in der Partnerakquisition aktiv. Insofern werden hier keine wirtschafltichen Interessen vertreten und/oder verfolgt. Dem Franchise-Monitor geht es nur darum, ein zutreffendes Bild der Franchise-Wirtschaft zu zeichnen! Und dies tut er mit seinem Vorläufer seit fast 20 Jahren Jahr für Jahr.
@Herr Peckert
Sehr geehrter Herr Peckert,
ich bin mir nicht sicher, worauf Ihr Kommentar abzielt. Befragungen hinsichtlich Meinungen über Trends etc. sind eine Sache und in der von Ihnen beschriebenen Art sicher in Ordnung und aussagekräftig, zumal es sich bei den antwortenden Systemen wohl um die großen der Branche handelt.
Worum es mir geht, ist die Art, wie Franchise Monitor so absolut genaue Zahlen (2012: 747130 Beschäftigte) erhebt? Wie können Zahlen als Orientierung aussagekräftig sein, wenn man kein Idee hat, was dort überhaupt berechnet wird?
Ein Beispiel: Der Franchise Monitor gibt den Umsatz der Franchisewirtschaft ziemlich genau an. Sind dies Umsätze nur der Franchiseunternehmen oder auch der dahinterstehenden Unternehmen [Beispiel: Back- Factory oder Harry Brot als Ganzes)? Wodurch werden die Umsätze begründet, aus der dem reinen Verkauf der Produkte und Dienstleistungen im Franchising oder auch z.B. Lizenzverkauf, von Training und Ausbildung, Kick-Backs, Service-Leistungen oder auch Vermietung und Verpachtung an Franchisenehmer?
Das gleiche Spiel können Sie mit der Anzahl der Partner, der Zahl der Beschäftigten usw. spielen. Der DFV gibt die Fluktuation der Systeme mit über zehn 10% (Quelle: Brodersen, Interview, Youtube) an. Hier stellt sich doch die Frage, wie genau können Zahlen über Franchise überhaupt Jahr für Jahr erfasst werden?
Wollen Sie uns Laien ein wenig mehr Transparenz gönnen? Vielleicht sogar, warum die Zahlen des Franchise Monitor von den offiziellen Zahlen des DFV erheblich abweichen (Umsatz 2012: DFV 61 Mrd. EUR / Monitor 91 Mrd. EUR)?
Sie sagen, das Franchise Monitor keine wirtschaftlichen Interessen verfolgt. Können Sie verstehen, wenn die augenfällige Übereinstimmung der Verantwortlichen in den Impressi von Franchise Monitor, Markenfranchise und der Unternehmensgruppe Peckert eine meiner Augenbrauen leicht nach oben treibt?
Sie sagen, dass der Franchise-Monitor keine Systeme bewertet, bwz. in der Partner-Akquise tätig ist. Das erstere mag faktisch korrekt sein, aber wie ist es mit der Möglichkeit der Systemsuche auf der Seite inklusiv der „36 best“ – Option? Wird hier unter dem Logo Franchise Monitor nicht möglicherweise suggeriert, dass 36 Systeme (…pardon, nach meiner Zählung sind es ja nur 35…) aufgrund Ihrer (!) Einstufung besonders zu empfehlen sind (und nicht, weil sie einfach nur das Geld für die Anzeigen bezahlt haben)?
Bezüglich der Partner-Akquise drängt sich mir folgendes Bild auf: Franchise Monitor ist weder Angel noch Haken für den Franchise-Fisch….. aber dient Franchise Monitor nicht doch auch als Köder?
Irgendwie habe ich den Verdacht, dass der im Artikel angesprochene Gründungsmonitor (Kfw) mit dem Franchise-Monitor verwechselt wurde. Jedenfalls finde ich den Bezug zum eigentlichen Beitragsthema, nämlich der sinkenden Zahl an gründungsinteressenten Personen nicht. Da ich dieses Thema jedoch als außerordentlich relevant erachte, weil es einen der zentralen Engpässe der nächsten Jahre für das „Gründerland Deutschland“ sowie die Franchise-Wirtschaft im Speziellen beschreibt, möchte ich die Diskussion gerne wieder hierauf zurück führen und Sie bitten, themenfremde Diskussionen an anderer Stelle zu führen. Vielen Dank für Ihr Verständnis!
Was bedeutet das allgemein sinkende Gründungsinteresse für die Franchise-Wirtschaft? Wie können Zukunftsszenarien ausschauen? Handelt es sich um einen der viel zitierten Schweinezyklen oder werden demographische Entwicklung, Fachkräftemangel und ähnliche Faktoren für ein dauerhaft niedriges Gründungsinteresse sorgen? Dies sind Punkte, die m.E. an dieser Stelle diskutiert werden sollten. Über eine rege Teilnahme würde ich mich freuen!
Viele Grüße
skessler
Ich denke, dass dieser Dialog ein lebendiges Miteinander in der Franchise-Wirtschaft beflügeln sollte. Daher sollten hier keiner statistischen Einzelheiten des Franchise-Monitors diskutiert werden. Zudem führt das an der spannenden Aussage des Artikels vorbei. Ein sinkender Leadzustrom wird es Franchise-Gebern vielleicht schwerer machen zu wachsen. Der Zustrom alleine macht aber nicht die Musik. Vielmehr nehmen wir an einigen Stellen zwar einen geringeren Zustrom aber dafür eine bessere Eignung der Interessenten war. Vielleicht stimmt es ja, dass unbegleitete Gründungen abnehmen aber dafür Franchise-Gründungen zunehmen oder stabil bleiben.
Vielen Dank für Ihre Einschätzung, Herr Peckert.
Ich stelle fest, Sie sehen ähnlich optimistisch in die Zukunft wie Jürgen Dawo, Franchise-Geber von Town&Country. Er beschrieb im Rahmen eines Vortrags auf dem diesjährigen Franchise-Forum seine Ansicht, dass das Gründungsinteresse und die Zahl der Gründungen (allgemein, nicht nur im Franchising) dauerhaft zurück gehen werde und es sich nicht lediglich um eine Phase handele. Demgegenüber prognostizierte er ebenfalls eine höhere Qualität der Kandidaten. Wer trotz der Rahmenbedingungen über eine (Franchise-)Gründung nachdenke, der dürfte in vielen Fällen besonders motiviert und möglicherweise auch besser geeignet sein, als derjenige, der diese Option lediglich als Ausweg aus einer unangenehmen Situation wie Arbeitssuche oder Unzufriedenheit am Arbeitsplatz wählt.
Ich finde diese positive Einschätzung begrüßenswert und bin gespannt, welche Erfahrungen wir in den nächsten Jahren diesbezüglich machen dürfen!
Viele Grüße
skessler
Hallo, hier wird eindeutig an der falschen Stelle gespart. Fällt schon die Starthilfe für Existenzgründung weg, wird noch zusätzlich bei der Arbeitsagentur an den Jungunternehmern gespart.