Franchise-Geber werden mit staatlicher Förderung
Nur wenige Unternehmen wissen, dass der Weg zum Franchise-Geber auch mit Förderleistungen bis zu 10.000 Euro unterstützt wird. So ist das zum Beispiel im Land Berlin: Um die Wettbewerbs¬fähigkeit kleiner bis mittelgroßer Unternehmen, die dem verarbeitenden Gewerbe oder produktionsnahen Dienstleistungen zuzuordnen sind, zu stärken, stellt das Land Fördermittel bereit.
Das Beratungsunternehmen CUP-Neumann hat bereits mehrere Beratungen für Berliner Unternehmen zu diesem Zweck durchgeführt. Geschäftsführer Stefan Neumann stand uns bei diesem interessanten Thema für ein Interview zur Verfügung.
Franchise-Treff: Die Franchise-Wirtschaft verzeichnet laut einer Statistik des Deutschen Franchise-Verbandes kontinuierliche Zuwachszahlen bei den Franchise-Geber-Systemen. Was benötigt eigentlich ein Unternehmen, das gerne selbst Franchise-Geber werden möchte?
Stefan Neumann: Das Unternehmen sollte meiner Ansicht nach mindestens 2 Jahre erfolgreich am Markt tätig sein, bevor es sich mit dem Thema Franchising befasst. Wenn das Geschäft dabei noch erfolgreich betrieben wurde und die Geschäftsidee sowohl „einmalig“ und auch für viele Jahre umsetzbar ist, dann sind einige wichtige Voraussetzungen bereits gegeben.
Franchise-Treff: Worauf sollte ein Unternehmen zusätzlich achten, wenn es künftig als Franchise-Geber auf den Markt erfolgreich sein will?
Stefan Neumann: Wichtig ist, dass das Unternehmen über die nötige finanzielle Substanz verfügt, damit es nicht allein von den Einstiegsgebühren der Franchise-Nehmer abhängig ist. Es sollten außerdem personelle Ressourcen und Kompetenzen vorhanden sein, um den künftigen Franchise-Nehmern im Rahmen der Geschäftseröffnung beiseite zu stehen. Und es sollte darüber hinaus in der Lage sein, mit abgestimmten Qualifizierungsmaßnahmen den betrieblichen Erfolg des Franchise-Nehmers zu unterstützen und das Franchise-Konzept kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Franchise-Treff: Welche Unternehmen können überhaupt gefördert werden, wenn Sie sich für den System-Aufbau beraten lassen?
Stefan Neumann: Das Produktions- oder produktionsnahe Unternehmen sollte nicht mehr als 250 Mitarbeiter beschäftigen, seine Arbeitsstätte in Berlin haben und einen Jahresumsatz von 50 Mio. EUR nicht überschreiten. Genauere Hinweise kann man der von der Senatsverwaltung Berlin herausgegebenen Broschüre „Mit Potenzialberatung modernisieren“ entnehmen, die wir bei Interesse aber auch gerne zumailen.
Franchise-Treff: Muss die Arbeitsstätte in Berlin sein oder gibt es diese Fördermöglichkeit auch in anderen deutschen Bundesländern?
Stefan Neumann: Die Fördermöglichkeit der Potenzialberatung gibt es leider nur für Unternehmen in NRW und Berlin. Ob aber auch der Aufbau eines Franchise-Systems in NRW gefördert wird, muss ich leider offen halten; für Berlin kann ich dies aber nach Rücksprache mit der dortigen Senatsverwaltung bestätigen.
Franchise-Treff: Und wie sieht die Bezuschussung dann in der Praxis aus?
Stefan Neumann: Die sogenannte Potenzialberatung gliedert sich in die Bereiche Grundberatung und Aufbauberatung. Für jeden Bereich beträgt der Zuschuss 50%, höchstens jedoch 5.000 EUR. Auch dürfen die Beratungen nicht durchgeführt werden, bevor der Bewilligungsbescheid erteilt wurde. Erfahrungsgemäß muss man darauf aber nicht lange warten. Die beteiligten Stellen in Berlin sind in diesem Fall gut aufeinander abgestimmt.
Franchise-Treff: Werden bei einer Umstrukturierung zum Franchise-System nicht alle Vertriebler arbeitslos?
Stefan Neumann: Nein, natürlich nicht! In der Regel gibt es eine Re-Strukturierung, bei der die bestehenden Vertriebsgebiete neben den künftigen Franchise-Gebieten bestehen bleiben. Im Detail ist das natürlich von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich, aber bei unseren Beratungen wurde der vertriebliche Ansatz im Unternehmen eher gestärkt als geschwächt.
Franchise-Treff: Es war eben schon die Rede von Potenzialberatungen, die Sie durchführen. Was versteht man eigentlich unter einer Potenzialberatung?
Stefan Neumann: Bei der Potenzialberatung geht es vor allen Dingen darum, neben einer Stärken- und Schwachen-Analyse die Nutzung der innerbetrieblichen Potenziale sowie externer Ressourcen so zu strukturieren, dass bei der Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen die Wettbewerbsstärke des jeweiligen Unternehmens weiter ausgebaut wird. Hier sind insbesondere die förderungsfähigen Beratungsinhalte „Arbeitsorganisation“ und „Hilfe zur Erschließung neuer Märkte“ gefragt. Bis auf die Ausarbeitung des Franchise-Vertrages oder steuerrechtlicher Beratungen sind somit nahezu alle Beratungsbausteine für den Aufbau eines Franchise-Systems prinzipiell förderfähig.
Franchise-Treff: Wie lange dauert der Aufbau eines Franchise-Systems in der Regel?
Stefan Neumann: Ein gutes und erfolgreiches Projekt sollte bekanntlich nicht länger als sechs Monate dauern. Das ist bei einem System-Aufbau mitunter ein sportlicher Ansatz, aber erfahrungsgemäß und bei entsprechender Mitwirkung des jeweiligen Unternehmens eine durchaus lösbare Aufgabe.
Franchise-Treff: Herr Neumann, wir danken Ihnen recht herzlich für dieses Gespräch!
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