Chat-Zusammenfassung: Über gemischte Filial- und Franchise-Systeme
Am Freitag, den 8. November 2013 fand wieder der First Franchise Friday im FranchisePORTAL statt. Der Expertenchat wurde von Dr. Hubertus Boehm von der SYNCON GmbH geführt. Diesmal stand das Thema „Gemischte Filial- und Franchise-Systeme“ im Fokus des regen Gesprächsverlaufs.
Gemischte Systeme: Vor- und Nachteile
Wer sich nicht gerade intensiv mit Franchising befasst, hat wahrscheinlich noch nicht davon gehört, dass es nicht nur reine Franchise- ODER Filial-Systeme gibt. Tatsächlich ist die gemischte Form beider Varianten gar nicht so selten. Und natürlich gibt es auch hier Vor- und Nachteile, wie Dr. Boehm anschaulich im Chat erläuterte:
„In Mischsystemen ist der FG in seiner Rolle als Filialist auf Dauer selbst „an der Front“ aktiv tätig. Er hat deshalb einen unmittelbaren Kontakt zu den Kunden und kann so die Führung und Weiterentwicklung des Systems besonders marktnah betreiben. Davon abgesehen hat in der Praxis der filialisierende FG eine wesentlich stärkere Kapitalbasis, die es ihm erlaubt, eine leistungsfähige Systemzentrale aufzubauen. Das alles kommt auch den Franchise-Nehmern (FN) zugute. Insofern sind Mischsysteme oft professioneller aufgestellt und leistungsfähiger als (zumindest kleine) Franchise-Systeme, die häufig die Unterstützung der FN aus Kapitalgründen vernachlässigen. Strategisch und operativ besteht kein Unterschied zwischen Filial- und Franchise-System, ausgenommen das Partnermanagement. Hier müssen Mischsysteme zweigleisig fahren, weil der Führungsstil zwischen Filialen und FN grundverschieden ist. Wo man in der Filiale einen „Feldwebel“ einsetzt, braucht man gegenüber FN einen „Missionar“. Dort wo unter strategischen Aspekten Vertriebssteuerung und Absatzsicherung höchste Priorität haben, dürfte ein Filialsystem vorteilhaft sein. Wenn es um schnelle Marktabdeckung und feingliedrige Erschließung des Marktpotenzials geht, hat ein Franchise-System Vorteile.“
Gleichbehandlung der Systeme
Bei gemischten Filial- und Franchise-Systemen sei zudem die absolute Gleichbehandlung beider Varianten wichtig, da es sonst bald zu Konflikten zwischen angestellten Filialleitern und selbstständigen Franchise-Nehmern kommen könnte. Diese Gleichbehandlung empfiehlt Dr. Boehm auch schriftlich zu dokumentieren.
Auf den Vorwurf, wenn umsatzschwächere eigene Filialen an selbstständige Franchise-Nehmer abgegeben werden, müsse man von Ausbeutung sprechen, reagierte Dr. Hubertus Boehm wie folgt:
„(…) Mehrere Fallbeispiele haben in der Vergangenheit gezeigt, dass ein FN in einer „privatisierten“ Filiale etwa 10 % mehr Umsatz und 15 % mehr Rohgewinn erzielt. Außerdem kann sich die Inventurdifferenz halbieren. Daher können FN häufig dort noch gut „leben“, wo sich eine Filiale nicht mehr rechnet. Voraussetzung ist natürlich, dass der Standort dann ein dauerhaft ausreichendes Einkommen erwirtschaftet. Wenn das gegeben ist, kann man wohl nicht von Ausbeutung sprechen. Der übernehmende FN hat im Gegenteil den Vorteil, dass er aufgrund einer gewöhnlich längeren Zeitreihe von Ergebnisdaten den Betrieb besser beurteilen kann als ein Neugründer.“
Das ausführliche Chat-Protokoll kann wie immer im FranchisePORTAL nachgelesen werden. Der nächste Chat findet am 29.11.13 statt und wird sich um den Aufbau von Greenfranchise-Systemen drehen.
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