„Bräuche und Rituale im Franchising“ – Live-Chat mit Frau Prof. Bellone
Am 18.12.09 fand auf dem FranchisePORTAL ein Live-Chat mit Frau Prof. Veronika Bellone von FRANCHISE CONSULTING GmbH statt. Das Thema mutete auch gleich der ersten Chatpartnerin etwas befremdlich an: „Rituale klingen mir verdächtig nach Religion und Sektierertum“ war die Reaktion. Frau Prof. Bellone sieht aber klare Vorteile in der Entwicklung von systeminternen Ritualen und Bräuchen im Franchising. Sie können das Zugehörigkeitsgefühl und somit die emotionale Identifikation mit einem Franchisesystem stärken.
Doch was kann man überhaupt als Rituale und Bräuche in einem Unternehmen definieren? Im Chat wurden dazu einige Ideen vorgetragen:
- Kleidung in festgelegten Farben und kleine Accessoires
- Eine eigene Sprache bzw. Corporate Language
- Einführung spezieller Feiertage, wie z.B. das Gründungsdatum des Unternehmens
- Generelle Kommunikationsbereitschaft durch regelmäßige Meetings, Telefonsprechstunden oder einem Online-Austausch
- Systeminterne Anekdoten und Legenden
- Kleine Gesten des Franchisegebers, wie persönlich gestaltete Einladungen zu Partnertreffen
Rituale stärken das Gemeinschaftsgefühl
Was zunächst befremdlich anmutete, trat während des Chats immer deutlicher als sinnvolle Ergänzung für ein Franchisesystem zu seiner Corporate Identity hervor. In einem Franchisesystem, in dem es ja vor allem darauf ankommt, dass sich der Franchisepartner mit dem Unternehmen identifizieren kann und dessen Werte und Prinzipien umsetzt, ist ein starkes Gemeinschaftsgefühl positiv und förderlich zu bewerten. Frau Prof. Bellone meint dazu: „Mit dem Einkauf in ein Franchisesystem kauft der Partner/die Partnerin auch emotionale Werte ein wie z.B. Sicherheit, Ansehen, Zugehörigkeit.“ In Zeiten des Wandels und der Globalisierung zeichnet sich zudem ein Trend zur Rückbesinnung auf diese „alten“ Werte ab. Rituale und Bräuche verstärken das Gefühl sich in einem System heimisch zu fühlen.
Rituale müssen (vor)gelebt werden
Wenn sich ein Franchisesystem auf Rituale und Regeln festlegt, sollte es aber auch ein ernsthaftes Interesse an deren Durchführung haben, und die Beachtung dieser Regeln nicht nur von ihren Franchisepartnern erwarten. Pseudo-Leitbilder, die nur aufgestellt werden, weil sie zu einer Corporate Identity dazugehören, sollten vermieden werden. Frau Prof. Bellone führte dazu treffend aus:
„Als Systemgeber/-geberin hat man eine gewisse Vorbildfunktion. Sie können nur das erwarten, was Sie selbst auch erbringen. Halten Sie sich an die vorgeschriebenen Regeln, halten Sie liebgewordene Rituale aufrecht, dann können Sie auch mit einer entsprechenden Durchsetzungs- und Überzeugungskraft Partner/innen ermahnen, die nicht Ihren Verpflichtungen oder Regeln nachkommen.“
Ein lebendiges Beispiel für eine gelungene Verstärkung des Gemeinschaftsgefühls innerhalb eines Unternehmens, das sich zum Ritual entwickelte, war für Frau Prof. Bellone die Erfahrung eines Unternehmens-Theaters. Auf einer alljährlichen Versammlung wurde eine Theatergruppe zuvor in die besonderen und lustigen Vorkommnisse des Unternehmens innerhalb des letzten Jahres eingeweiht. Diese führten daraufhin diese Geschichten als Sketche auf. Abschließend wurde auch eine Art „Oscar-Verleihung“ für Mitarbeiter und Partner zelebriert. Die Gewinner wurden aber nicht durch hohe Ertragszahlen, sondern durch ihr in irgendeiner Weise besonderes Verhalten im letzten Jahr ermittelt.
Bild: PowderPunk! / photocase.com
Kategorisiert in: Aus dem FranchisePORTAL
Ein Kommentar