Franchising als Chance für Branchenfremde und Quereinsteiger?
Wer sich mit Franchising selbständig machen will, fragt sich in der Regel: Was kann ich gut? Wo ist mein Wissen besonders groß? Und zweifellos ist das kein falscher Ansatz – warum sollte der Typ mit den berühmten zwei linken Händen schließlich ein Handwerksunternehmen gründen oder der Fitness-Fanatiker auf einen Fast-Food-Betrieb setzen?
Doch Fakt ist: Viele Franchisegeber suchen auch oder gerade Quereinsteiger als neue Lizenzpartner. Besonders Franchise-Systeme, in denen kein spezifisches Know-How benötigt wird, bieten Branchenfremden gute Chancen. So erklärt Tobias Baumann, Geschäftsführer des Sanierungsspezialisten Rainbow International: „Quereinsteiger sind uns willkommen. Branchenerfahrung oder gar Spezialistenwissen sind nicht erforderlich. Die Mitarbeiter und der Unternehmer werden in der Systemzentrale geschult und regelmäßig fortgebildet.“
Tatsächlich sollten gute Franchisegeber Schulungen bieten, bei denen alles vermittelt wird, was ein zukünftiger Partner benötigt – schon aus Eigeninteresse! Wichtigste Vermittlungsinstrumente sind laut Waltraud Martius von der SYNCON Consulting GmbH das Franchise-Handbuch, das systemeigene Intranet, interne Rundschreiben, laufende Beratung und Betreuung der Franchisenehmer sowie Meetings und Tagungen.
In der Regel wünschen sich die Unternehmen verstärkt allgemeinere Voraussetzungen, wie Unternehmergeist, kaufmännisches Denken, Teamfähigkeit oder ähnliches. Kritiker meinen, dass sich hinter diesen Ausschreibungen auch andere Gedanken verstecken können: Der branchenfremde Partner ist möglicherweise leichter gefügig zu machen, als ein „alter Hase“, der ständig mitreden will. Die Arbeit mit dem Quereinsteiger erscheint unkomplizierter, er nimmt die Weisungen des Franchisegebers ohne Widerspruch hin. In der Realität werden sich die Beweggründe von Unternehmen zu Unternehmen unterscheiden. Für den angehenden Franchisenehmer gilt es, die Schulungs- und Unterstützungsangebote zu prüfen und möglichst auch Erfahrungswerte anderer Partner zu sammeln.
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4 Kommentare
Ein relevanter Punkt beim Franchise ist auch das Kenner der Branche leichter auch selbst ein Konzept erstellen können und eigene Vorstellungen haben. Dies ist beim Franchise aber eben nicht gegeben, Franchise bedeutet eine eingeschränkte unternehmerische Selbstständigkeit. Zusätzlich lernt der Branchenfremde gerne, er entwickelt sich dadurch – der Branchenkenner ist dort auch sehr viel kritischer.
Fast alle Franchisesysteme haben jedoch beim Franchisenehmer nach einer gewissen Zeit das Motivationsproblem. Wofür soll der Unternehmer regelmäßig Beiträge zahlen wenn es ja auch ohne funktioniert, der Franchisenehmer verdient doch schon am Absatz an den der Franchisenehmer fast immer gebunden ist ?
Franchisesystem schießen teilweise schnell heraus, bieten jedoch nicht immer eine gute Ausstiegsmöglichkeit – oder wollen Sie 30 Jahre lang das gleiche machen ? Vielleicht und wenn nicht ?
Wer Sicherheit wünscht und selbstständig sein möchte in gewissen Grenzen der ist mit einem Franchisesystem gut aufgehoben, für alle anderen existieren ja Anstellungen oder andere Existenzgründungen.
Gruss Klaus Schaumberger
Lieber Herr Schaumberger,
Ihre Aussage „Ein relevanter Punkt beim Franchise ist auch das Kenner der Branche leichter auch selbst ein Konzept erstellen können und eigene Vorstellungen haben. Dies ist beim Franchise aber eben nicht gegeben, …“ macht so keinen Sinn. Falls Sie mit dem ersten Franchise eigentlich Existenzgründung meinen: selbstverständlich kann man sich mit entsprechendem Fachwissen auch alleine selbstständig machen. In dem Artikel – ich wiederhole gerne noch einmal den Titel: Franchising als Chance für Branchenfremde und Quereinsteiger – geht es aber um diejenigen, die eben nicht über dieses spezielle Fachwissen verfügen. Hier ist Franchising eine tolle Chance und Alternative.
Mit Motivationsproblemen hat im Zweifelsfall jeder Selbstständige zu kämpfen – Warum sollte das im Franchising anders sein? Die Franchisenehmer-Rolle muss sich außerdem nicht im Führen eines Betriebs erschöpfen; bei Erfolg ist auch Multi Unit Franchising (Diskussionde/2010/04/interview-zum-thema-multi-unit-franchising-mit-herrn-wingral/ ) eine Möglichkeit sich weiterzuentwickeln. Engagement im Franchisenehmerbeirat, wie es ihn bei etablieretn Systemen gibt, ist eine von vielen weiteren Möglichkeiten.
Wer 30 Jahre glücklich ist in seiner Rolle als Franchisenehmer, der hat den Vertrag in der Regel bereits 6 mal verlängert – Ein Franchise-Vertrag hat durchschnittlich eine Laufzeit von 5 Jahren. Danach entscheiden Franchisenehmer und Franchisegeber, ob die Zusammenarbeit fortgeführt wird.
Auf die Vorteile im Franchising kann ich an dieser Stelle nicht in aller Ausführlichkeit eingehen. Lesen Sie doch z.B. hier nach: https://franchise-treff.de/2010/09/5-grunde-fur-eine-selbstandigkeit-im-franchising/
Ich hoffe ich konnte Ihnen einen besseren Einblick in die Franchise-Branche bieten. Sonst schauen Sie sich doch einfach noch etwas auf unserer Seite um…
Gruß, Verena Iking
Sehr geehrte Frau Iking,
gebe ihnen zum Teil recht. Die Möglichkeiten und vorallem die hohe Überlebensquote favorisiert Existenzgründungen im Franchisebereich und das seit Jahren. Es stellt sich bei einer Vertragslaufzeit von 5 Jahren natürlich die Frage der Amortisation der Investition. Einige Konzepte sehen eher kleine Investition bis 30.000 € vor. Aber es existieren natürlich auch Konzepte mit 150.000 € Investitionssumme – das in 5 Jahren zu schaffen ist ganz knackig.
Mit der Motivation haben alle zu kämpfen ob Angestellt oder Selbstständig – eine schöne Herausforderung. Was ich eigentlich damit vermitteln wollte ist Inhalt der sogenannten Gleichgewichtstheorie. Kriege ich für das was ich gebe auch einen entsprechenden Gegenwert. Gerade bei Aussteigern wird dieses Verhältnis oftmals bemängelt – vielleicht aber einfach auch die Unzufriedenheit mit der eigenen Umsetzung.
Vielen Dank für ihre aufschlussreiche Antwort.
Gruss Klaus Schaumberger
Hallo Herr Schaumberger,
Bei großen Investitionskosten beträgt die Vertragslaufzeit oftmals 10 Jahre – Ihrer Anmerkung entsprechend. Der Franchise-Vertrag ist eine komlexe Angelegenheit… Meist gibt es bei den 5 Jahres verträgen bereits Optionen auf fünf weitere Jahre, wenn bestimmte Ziele erreicht werden. So schützen sich Franchisegeber und Franchisenehmer gleichermaßen vor einer langjährigen Bindung, die vielleicht später wegen Diskrepanzen nicht mehr gewollt sein könnte. Die kfw-Bank setzt zum Beispiel zur Förderung von Franchise-Gründern voraus, dass es eine Vertragslaufzeit von fünf Jahren plus eine option auf weitere fünf Jahre geben muss: http://www.ihk-startup.de/themen-gruender/finanzierung/foerderprogramme/angebote-der-kfw-mittelstandsbank/foerderung20.html
Viele Grüße,
Verena Iking