Offener Brief: Franchise-Branche beginnt sich zu wehren

Nachfolgend ein offener Brief des Geschäftsführers des FranchisePORTAL, Herrn Ulrich Kessler, der zur Diskussion über das schlechte Image des Franchising in Deutschland anregt.

„Mit dem Traum vom eigenen Betrieb unterschreiben viele Neu-Unternehmer Franchise-Verträge – sie übernehmen bewährte Konzepte und zahlen dafür Gebühren. Doch was nach scheinbar sicherem Weg in die Selbstständigkeit klingt, führt für viele direkt in die Insolvenz.“ (report MÜNCHEN über die Methoden in der Franchise-Branche.)

Der am 08. August 2011 in der ARD ausgestrahlte Beitrag „Der Franchise-Flop – Pleite statt Existenzgründung“ sorgt weiterhin für Diskussionsstoff in der Franchise-Wirtschaft. Im Blog des Bayerischen Rundfunks sowie im Franchise Business Club äußern Franchise-Insider ihr Entsetzen über die pauschale Kritik an ihrem Geschäftsmodell. (Anmerkung d.R.: hierzu auch unser Beitrag „Report München kritisiert Franchising„)

Angesichts des erneuten Imageschadens erscheint mir eine Strategiediskussion in der Franchise-Wirtschaft unumgänglich. Beispielhaft möchte ich folgende Fragen aufwerfen:

  • Wie können wir dem negativen Erscheinungsbild des Franchising entgegenwirken?
  • Welches Verständnis haben wir von der Rolle der Franchisenehmer im System?
  • Wie motivieren wir erfolgreiche Franchisenehmer, aktiv für Franchising einzutreten?
  • Wie motivieren wir erfolgreiche Franchisegeber, aktiv für Franchising einzutreten?
  • Wie belegen wir den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen des Franchising?
  • Welchen Wert legen wir auf die Nachhaltigkeit unserer Geschäftskonzepte?
  • Welche ethischen Ansprüche stellen wir an uns, unsere Partner und Dienstleister?
  • Wie offen gehen wir mit kritischen Themen in der externen Kommunikation um?
  • Wie wehren wir uns gegen fragwürdige Geschäftspraktiken einer Minderheit?
  • Wie reagieren wir auf pauschale Verdächtigungen/Verurteilungen seitens der Presse?
  • Wie ist unsere Haltung gegenüber Forderungen nach einem Franchise-Gesetz?

Über Meinungen und Stellungnahmen zu diesen Fragen würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen,

Ulrich Kessler

(Geschäftsführer FranchisePORTAL GmbH)

Bild: © A1977 | Dreamstime.com

 

 

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19 Kommentare

  • * Wie können wir dem negativen Erscheinungsbild des Franchising entgegenwirken?

    durch Aufklärung – auch über die Risiken einer möglichen Pleite denn Franchise ist nicht die Lizenz zum Geldverdienen sondern vor dem Verdienen steht der Fleiss und Tatkraft.

    * Welches Verständnis haben wir von der Rolle der Franchisenehmer im System?
    Der Franchisenehmer ist nicht nur Geschäftspartner. Er ist selbstständiger Geschäftspartner. Im Verhältnis Franchisegeber / Franchisenehmer Muss nicht nur das System sonder auch die Partner charakterlich zu einander passen. Nicht jedes System ist für jeden Systempartner geeignet. Nicht jeder Systempartner ist für jedes System geeignet. Welchen Typ Systempartner habe ich vor mir? Welche Motivation des Interessenten steht hinter dem Wunsch, Franchisepartner zu werden? Wie steht es mit der unternehmerischen Entscheidungsfreiheit der Partner? Aspekten wie Charakter, Wünsche & Motivation, Eignung und persönlichen Lebensumständen sollte der Systemgebern stärkere Beachtung schenken. Menschen sind nun mal verschieden.

    * Wie motivieren wir erfolgreiche Franchisenehmer, aktiv für Franchising einzutreten?
    Erfolgsgeschichte und Berichte

    * Wie motivieren wir erfolgreiche Franchisegeber, aktiv für Franchising einzutreten?
    Erfolgsgeschichten

    * Wie belegen wir den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen des Franchising?
    Der Nutzen ist doch längst bewiesen. Man schaue sich nur an, wie viele Systeme erfolgreich gemanagt werden.

    * Welchen Wert legen wir auf die Nachhaltigkeit unserer Geschäftskonzepte?
    Wir bauen ständig weiter am System, an den Voraussetzungen und Verbessern unsere Leistungen.

    * Welche ethischen Ansprüche stellen wir an uns, unsere Partner und Dienstleister?
    Was Du nicht willst das man dir tut das tue auch keinem anderen an.

    * Wie offen gehen wir mit kritischen Themen in der externen Kommunikation um?
    Offen aber vorsichtig!

    * Wie wehren wir uns gegen fragwürdige Geschäftspraktiken einer Minderheit?
    Offenlegen und anprangern! Auch bei Autohändlern oder Handwerkern oder Banken gibt es viele schwarze Schafe aber sind deshalb alle Autohändler / Handwerker / Bänker Banditen?

    * Wie reagieren wir auf pauschale Verdächtigungen/Verurteilungen seitens der Presse?
    Pauschal heist auch immer unqualifiziert. Die Presse ist mal wieder im Sommerloch unterwegs. Existenzgründer werden zumeist von Unternehmensberatern begleitet. Würde mich interessieren, was die dazu sagen?

    * Wie ist unsere Haltung gegenüber Forderungen nach einem Franchise-Gesetz?
    Haben wir doch längst. Stichwort Schuldrechtsreform sowie die vorvertragliche Aufklärungspflicht –
    Hier ein nützlicher Link http://www.ifmos.uni-osnabrueck.de/uploads/pdfs/Flohr_Vorlesung.pdf.

    C.Seitenberger

  • Thomas Huber sagt:

    Meiner Meinung nach betreibt der Franchiseverband eine unzureichende – wenn nicht sogar eine falsche – Öffentlichkeitsarbeit.
    Als erfahrener Marketingmann habe ich in 25 Beraterjahren gelernt, dass sich jedes Unternehmen und jede Branche nicht nur seinen Stärken sondern auch seinen Schwächen stellen muss, um vor der Öffentlichkeit zu bestehen.

    Die angeblich „pauschalen“ Vorwürfe der besagten ARD-Sendung basieren ja zumindest teilweise auf realen Sachverhalten, die wohl niemand ernsthaft abstreiten kann. Jede vernichtete Existenz ist eine zuviel. Wäre es deshalb vom Franchiseverband nicht intelligenter gewesen, sich rechtzeitig und intensiver um solche negativen Auswüchse zu kümmern als im nachhinein zu jammern? Der angebliche Qualitätscheck ist – gelinde gesagt – eine Lachnummer.
    Solange der Franchiseverband auch solche Systeme aufnimmt, bei denen offensichtlich etwas schief läuft und bei denen überproportional viele Franchisenehmer in Existenznöte geraten, solange ist er nur bedingt glaubwürdig. Wir haben hier oft den Eindruck, dass die Mitgliedsbeiträge wichtiger sind als die ganzen Qualitäts-Lippenbekenntnisse.

    Weil sich dies nicht ändert, wird es immer wieder Reporter geben, die sich dieses Themas annehmen. Zum Teil auch in reißerischer Form.
    Ich erwarte von der Franchiselobby, dass sie sich den Probleme offen stellt und dass sie Schwächen zugibt. Man muss ja nicht gleich ein ganzes System an den Pranger stellen. Aber man sollte sich aufrecht darum bemühen, die Schwarzen Schafe zu identifizieren und man sollte ihnen zeigen, wie sie ihr System verbessern können. Diejenigen, die sich diesen Vorschlägen verweigern, sollte man tatsächlich ausgrenzen.
    Nur so kann die Franchisewirtschaft glaubhaft nach außen demonstrieren, dass es es sowohl gute als auch weniger gute Systeme gibt. Dann wird es auch für die Medien leichter, besser zu unterscheiden.

  • Ulrich Kessler sagt:

    Hallo Herr Seitenberger,

    besten Dank für Ihren detaillierten Diskussionsbeitrag und den Link zum Vortrag von Prof. Flohr beim Tag des Mittelstandes 2006. Sie haben vollkommen recht, dass es wichtige Elemente eine Franchisegesetzes bereits in geltenden Gesetzen gibt. Trotzdem steht der Vorwurf im Raum, dass sich die Franchise-Wirtschaft gegen einen besseren Schutz der Franchise-Nehmer wehrt.

    Die ethischen Anforderungen haben Sie mit dem Sprichwort auf den Punkt gebracht. Weitere Anregungen bietet die Neuauflage des Buches „Fairplay Franchising“.

    Ich wünsche mir, dass Franchisenehmer nicht nur in publizierten Erfolgsstorys, sondern auch in ihrem privaten Umfeld in kritischer Solidarität über Franchising und das von ihnen ausgewählte System eintreten. Ich wünsche mir auch, dass sich die erfolgreichsten Franchisesysteme in ihrer Pressearbeit, im Internet und auf Messen zu Franchising bekennen, selbst wenn sie genug Bewerber haben.

    Der gesellschaftliche Nutzen des Franchising ist meines Erachtens noch nicht ausreichend belegt. Immerhin verdrängen die Franchise-Betriebe häufig die traditionellen Einzelhändler, kreieren in der Systemgastronomie zahlreiche Billigjobs und sorgen für eine gewisse Einförmigkeit in den Fußgängerzonen, um nur drei Kritikpunkte aufzugreifen.

    In der Kommunikation der meisten Franchisesysteme wird sorgsam vermieden, dass ein Rückgang der Partnerzahlen oder anderer Kennzahlen deutlich wird. Hier erscheint mir aus Gründen der Glaubwürdigkeit mehr Transparenz angebracht, wobei die Gründe einer Entwicklung erläutert werden sollten.

    Themen wie „Nachhaltigkeit“ oder „Green Franchising“ werden vor allem von Frau Prof. Bellone in Chats, Interviews und Büchern vorangetrieben. Als neueste Veröffentlichung möchte ich Sie auf ein Interview mit McDonald’s unter http://www.franchiseportal.de/franchise-interviews/Green-Franchising-bei-McDonald%E2%80%99s.htm aufmerksam machen.

    Schöne Grüße

    Ulrich Kessler

  • Ulrich Kessler sagt:

    Hallo Herr Huber,

    danke für Ihre Stellungnahme zu negativen Auswüchsen in der Franchise-Wirtschaft.

    Niemand wird ernsthaft bestreiten, dass die zum Teil hohen Gebühren im Franchising auch skrupellose Geschäftemacher und naive Systemgründer ohne Ressourcen anziehen. Bisher sind mir keine Vorschläge bekannt, wie diese Leute identifiziert und kalt gestellt werden können. Außerdem riskiert der Initiator solcher Maßnahmen langwierige und kostspielige Rechtstreitigkeiten mit den Anbietern.

    Meines Wissens verweigert der Deutsche Franchise-Verband e.V. offensichtlich unseriösen Systemen nach einer Vertragsprüfung die Aufnahme. Bei der Mitgliedschaft unterscheidet der DFV zwischen „Ordentlichen Mitgliedern“, die einen ausführlichen System-Check bestanden haben und „Assoziierten Mitgliedern“. Letztere sollten aus meiner Sicht eher als Anwärter bezeichnet und einer kontinuierlichen Prüfung unterzogen werden. Dabei stellt sich die Frage, ob eine langjährige Anwartschaft Sinn macht und wann ein Mitglied aus Gründen der Glaubwürdigkeit aus dem Verband ausgeschlossen werden sollte.

    Viele Grüße

    Ulrich Kessler

  • Wie wehren wir uns gegen fragwürdige Geschäftspraktiken einer Minderheit?

    Wir können durch besondere Präsenz, Öffentlichkeitsarbeit, offene und gut verständliche Unterlagen für Interessenten besser durchschaubar sein. Ich finde, dass wir durch Zwangsmitgliedschaften die kleinen Franchisesysteme und Neugründungen nur behindern und mittelfristig sogar verhindern. Die Präsenz und einfachere Vertragsbedingungen sorgen für eine einfachere Durchschaubarkeit der Systeme und somit für
    eine grössere Sicherheit für Interessenten. „Schwarze Schafe“ haben so viel weniger Möglichkeiten, ihre „Fallstricke“ in verschachtelten Formulierungen zu verstecken oder Interessenten durch riesige Vertragsbedingungen „mürbe“ zu machen beim Durcharbeiten der Unterlagen.

    Viele Grüsse
    Reimund Bongartz
    FreizeitSingleboerse

  • Ulrich Kessler sagt:

    Hallo Herr Bongartz,

    danke für Ihre Hinweise. Transparenz und Klarheit sind sicher die besten Waffen gegen dubiose Geschäftspaktiken. Der von Ordentlichen Mitgliedern absolvierte System-Check des DFV weist aus meiner Sicht in die richtige Richtung. Angesichts nicht zu leugnender Missstände in der Franchise-Wirtschaft verlangen die Kritiker zusätzliche gesetzliche Regelungen zum Schutz der Franchisenehmer. Mir erscheint die Frage durchaus berechtigt, ob die bestehenden Gesetze und die vom DFV betriebene Selbstregulierung ausreichen.

    Von welcher Seite droht Franchisesystemen eine Zwangsmitgliedschaft? Mir sind keine entsprechenden Bestrebungen des Deutschen Franchise-Verbandes oder anderer Organisationen bekannt.

    Viele Grüße

    Ulrich Kessler

  • Holger Schulze sagt:

    *Wie können wir dem negativen Erscheinungsbild des Franchising entgegenwirken?

    Ganz einfach: Fordern Sie die Franchisenehmer auf ihre Erfolgsstories zu präsentieren.

    *Welches Verständnis haben wir von der Rolle der Franchisenehmer im System?

    Franchisenehmer müssen erfolgreich sein. Sie sind nur erfolgreich, wenn das System stimmig ist, die Kostenstruktur und insbes. die F-Gebühren nicht die Luft zum Atmen nehmen und die FN begeistert sind.
    Erfolgreiche FN sind der Garant für das Wachstum des Systems. Unzufriedene FN gefährden das Sytsem.

    *Wie motivieren wir erfolgreiche Franchisenehmer, aktiv für Franchising einzutreten?

    Begeisterte FN muß man nicht motivieren, sie sind stolz über ihre Erfolge zur berichten.

    *Wie motivieren wir erfolgreiche Franchisegeber, aktiv für Franchising einzutreten?

    Wenn die Branche diskreditiert wird, leidet jeder FG darunter. Jeder FG sollte dies aus Eigennutz tun.

    *Wie belegen wir den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen des Franchising?

    Ich zweifel daran, dass die „Gesellschaft in Deutschland“ die Gründung von Unternehmen wünscht. Politiker aller Parteien streben nach einer sozialistischen Gesellschaft resp. betreiben Industriepolitik. Mittelständler sind ihnen suspekt.
    Ich bin in der Hinsicht ziemlich gefrustet.

    *Welchen Wert legen wir auf die Nachhaltigkeit unserer Geschäftskonzepte?

    Nachhaltigkeit heißt langfristig planen und Werte schaffen. Wer dies nicht automatisiert hat, wird ohnehin nicht erfolgreich sein.

    *Welche ethischen Ansprüche stellen wir an uns, unsere Partner und Dienstleister?

    Dienstleistungen sind erfolgreich, wenn sie Kunden begeistern. Das ist ein alter Hut. Nur: Wie begeistere ich Kunden? Indem ich ihre Wünsche übererfülle. Was wünschen sich die Menschen? Ethisch korrektes Handeln, Transparenz, Ehrlichkeit und Wertigkeit. Leben wir dies nicht, verlieren wir.

    *Wie offen gehen wir mit kritischen Themen in der externen Kommunikation um?

    Jeder Schritt, jede Aktion, jeder Kundendialog landet im Netz – öffentlicher geht es nicht. Wer jetzt in Deckung geht, defensiv kommuniziert oder vertuscht, wird schnell die Quittung dafür erhalten.

    *Wie wehren wir uns gegen fragwürdige Geschäftspraktiken einer Minderheit?

    Anprangern, aus den Verbänden und Foren werfen, sich als einzelner FG und als Gemeinschaft öffentlich und aktiv distanzieren.

    *Wie reagieren wir auf pauschale Verdächtigungen/Verurteilungen seitens der Presse?

    Gegendarstellungen fordern, verklagen, Aufklärungsarbeit leisten, in die Zentralen und Betriebe einladen. Nur: Einen „Report“-Reporter und deren Konsorten intressiert das Miesmachen, nicht das Mutmachen.

    *Wie ist unsere Haltung gegenüber Forderungen nach einem Franchise-Gesetz?

    Den Deutschen fallen nur Gesetze ein. Was soll der Blödsinn? Fordern wir ethisch korrektes Handeln. Helfen wir Menschen in die Selbständigkeit. Kümmern wir uns um die Nachwuchsunternehmer und stellen wir unsere Leistungen dar.

    Liebe Grüße aus dem Lernwerk

    Dipl. Volkswirt
    S. Holger Schulze
    Geschäftsführer
    Lernwerk Buntstift GmbH

  • Ulrich Kessler sagt:

    Hallo Herr Schulze,

    schönen Dank für Ihren ausführlichen Diskussionsbeitrag. In vielen Punkten kann ich Ihnen nur recht geben, einzelne Aspekte sehe ich etwas anders.

    In den Franchise-Medien werden regelmäßig Erfolgsstorys von Franchisenehmern veröffentlicht. Von Kritikern werden sie allerdings als bloße Werbemaßnahmen der Franchisegeber angesehen, wobei übersehen wird, dass sich Franchisenehmer nicht gegen ihre Überzeugung vor den Karren spannen lassen würden.

    Erfahrungsgemäß tauschen sich Menschen über negative Erfahrungen intensiv aus, während positive Erfahrungen oft als selbstverständlich angesehen werden. Außerdem neigen Menschen dazu, die Gründe für Erfolge bei sich selbst und für Misserfolge bei Anderen zu suchen. Jedenfalls haben wir es selten mit „begeisterten“ Franchisenehmern zu tun. Eher herrscht bei Franchisenehmern die optimistische Meinung vor, man hätte es auch allein – ohne das Franchisesystem – geschafft. Vielleicht trägt die menschliche Natur damit zum Image-Problem des Franchising bei.

    Sie schreiben, dass jeder erfolgreiche Franchisegeber schon aus Eigennutz für das Franchising eintreten sollte. Sie haben zwar recht, aber stoßen Gründer auf Gründermessen, in spezialisierten Internetportalen, Fachmagazinen oder Tageszeitungen noch auf die „Großen des Franchising“? Sobald die „Champions“ keine aktive Partnergewinnung mehr betreiben müssen, glänzen sie doch durch Abwesenheit.

    Im Gegensatz zu Ihnen habe ich den Eindruck, dass die Parteien den Mittelstand im Zuge der letzten Wirtschaftskrisen endlich entdeckt haben. Ob es sich um reine Lippenbekenntnisse oder eine neue Wertschätzung für das Rückgrat der deutschen Wirtschaft handelt, muss sich erst noch erweisen. Leider scheint sich die politische Klasse der Bedeutung des Franchising für die Wettbewerbsfähigkeit der mittelständischen Wirtschaft nicht bewusst zu sein.

    Ein in Bezug auf Franchisegeber häufig geäußerter Vorwurf lautet, dass sie es nur auf die Eintrittsgebühr abgesehen hätten und am langfristigen Erfolg ihrer Franchisenehmer nicht interessiert wären. Aus meiner Sicht haben es die Franchisegeber nicht geschafft, Umfang und Wert ihrer Leistungen vor dem Systemeinstieg des Franchisenehmers verständlich zu machen. So wäre es transparenter, wenn die Eintrittsgebühr – wie im angelsächsischen Raum – von den Franchisegebern nach Leistungsbereichen aufgeschlüsselt würde.

    Das Anprangern fragwürdiger Geschäftspraktiken ist nach meiner Erfahrung nicht so einfach wie es klingt. Selbst wenn Sie die Vorwürfe im Detail nachweisen können, laufen Sie Gefahr, in langwierige Rechtsstreitigkeiten verwickelt zu werden und am Schluss sogar auf den Kosten sitzen zu bleiben. Für mehr Transparenz könnten die Erfahrungsberichte in sozialen Medien im Internet sorgen.

    Ich würde nicht in erster Linie Miesmachern innerhalb der Presse die Schuld an negativer Berichterstattung geben. Es ist doch nicht zu bestreiten, dass Franchisenehmer von unseriösen Geschäftemachern systematisch geschädigt wurden. Vielleicht hat ihre Zahl aufgrund des verbreiteten Verlustes an moralischer Orientierung (s. Finanzkrise) sogar zugenommen. Die Presse hat als „Vierte Gewalt“ die Aufgabe, Missstände aufzugreifen und öffentlich zu machen. Wehren sollten wir uns gegen eine undifferenzierte Berichterstattung, welche die in ihrer Mehrheit seriösen Systemanbieter unter Generalverdacht stellt und ihr Geschäftsmodell diskreditiert.

    Ihre Idee, Journalisten in die Franchise-Zentrale oder in einzelne Franchise-Betriebe einzuladen, finde ich toll! Im Bereich der Pressearbeit gibt es für Franchise-Systeme noch großes Potenzial.

    Viele Grüße

    Ulrich Kessler

  • Wie kann man dem negativen Erscheinungsbild des Franchising entgegenwirken?

    -Sorgfältige und kritische Auswahl der Franchisenehmer, auch wenn der ein oder andere mit genug Geld winkt, nur danach entscheiden ob man menschlich und fachlich zueinander passt und möglichst länger als 5 Jahre zusammenarbeiten kann und will.

    Welches Verständnis haben wir vom Franchisenehmer im System?

    – Er oder sie repräsentiert das Unternehmen. Es ist genauso wie mit den Mitarbeitern im eigenen Betrieb, wer respektiert, anerkannt, geschätzt und gefördert wird ist zufrieden und kann erfolgreich arbeiten. Ein Franchisenehmer ist kein Befehlsempfänger sondern mündiger Bürger mit eigenen Ideen, die nicht durch zu straffe Franchiseverträge im Keim erstickt werden sollten. Ein gutes System entwickelt sich weiter, im Rahmen des machbaren und ohne das Profil zu verlieren. Auch ein Franchisegeber hat nicht den Stein der Weisen gefunden.

    Wie motivieren wir erfolgreiche FN aktiv für das Franchising einzutreten?

    -Durch Hilfestellung und Unterstützung damit sie selbst erfolgreich sind, die Kosten/Nutzen Rechung einfach stimmig und nicht einseitig ist.

    Wie belegen wir den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen des Franchising?

    – Durch wirtschaftlich erfolgreiche und verantwortliche Franchisenehmer, die wenn es sich um personalintensive Systeme handelt kein Heer von Minijobbern beschäftigen, sondern auch auf Grundlage des Businessplanes und der Kalkulationen dazu in die Lage versetzt werden existenzssichernde Arbeitsplätze zu schaffen, die möglichst auch familienfreundlich sind. Kein Dumping egal auf welcher Seite.

    Welchen Wert legen wir auf die Nachhaltigkeit unserer Geschäftskonzepte?

    – Den Größten, denn jede seriöse Unternehmensgründung sollte auf langfristige und nachhaltige Initiative hin erfolgen, da sie meist mit Investitionen in nicht unerheblicher Höhe einhergehen. Damit sind nicht nur finanzielle Mittel gemeint sondern auch die investierte Lebenszeit und das Herzblut.

    Welchen Ethischen Anspruch stellen wir an uns, unserer Partner und Dienstleister?

    -Den Höchsten, denn man sollte sich immer treu bleiben und eine klare Linie verfolgen.
    Klare Meinung, klare Ansage!

    Wie offen gehen wir mit kritischen Themen in der externen Kommunikation um?

    -So offen es geht, denn wenn man sich und der Linie treu bleibt, muss man sich nicht hinter Verträgen, Juristen und Klagen verstecken. Aussitzen ist nicht das Gebot sondern offensive Stellungnahme auch wenn es mal weh tut. Fehler sind menschlich und werden so lange es diese gibt immer wieder passieren.

    Wie wehren wir uns gegen fragwürdige Geschäftspraktiken einer Minderheit?

    -Zunächst klarstellen das es hoffentlich eine Minderheit ist. Der Verband sollte eine gewisse Aufsichtspflicht wahrnehmen und auch ehrlich Stellung nehmen, wenn nötig. Vielleicht etwas genauer in die Verträge schauen und nachrechnen ob überhaupt nach all den Gebühren schwarze Zahlen übrig bleiben können. Mehr Transparenz und etwas weniger Marketing!
    Das würde fragwürdigen Geschäftspraktikern eine Warnung sein und wer möchte schon gerne am Pranger stehen.

    Wie reagieren wir auf pauschale Verdächtigungen/Verurteilungen seitens der Presse?

    – Nicht mit einem unkontrollierten Aufschrei und pauschaler Abwehr sondern durch Lieferung von Tatsachenberichten die das Gegenteil beweisen. Es gibt sie, die glücklichen FranchisenehmerInnen, ich kenne sie:-)

    Wie ist unsere Haltung gegenüber Forderungen nach einem Franchise-Gesetz?

    – Dazu kann ich nichts abschließend sagen, da ich keine Vorstellung darüber habe was dieses Gesetz regeln sollte, das in unserem Land noch nicht geregelt ist. Ich bin an sich kein Befürworter von noch mehr Bürokratie, doch wenn es der Klarheit beider Seiten nutzt, keinesfalls dagegen. So ein Franchise-Gesetz wächst jedoch nicht auf dem Franchise-Baum und bedarf demnach einer langen und guten Vorbereitung und muss auch noch die entsprechenden politischen Gremien passieren. Das heisst es gibt einige Jahre zu überbrücken und in der Zeit sollte das was meine Mitkommentatoren und auch ich von uns gegeben haben beherzigen.

    Franchising ist im Grunde nichts anderes als eine Art genossenschaftliches Arbeiten um finanzielle und auch andere Vorteile zu haben, diese jedoch ausgewogen. Wer würde denn eine Genossenschaft verurteilen, siehe Volksbanken oder in der Landwirtschaft?
    Die leisesten Franchisesysteme sind oft die besten und das negative Image können wir nur bekämpfen durch Einhaltung von gewissen Ehrenkodexen auch Standards genannt!

  • Ulrich Kessler sagt:

    Hallo Frau Konerding,

    ich danke Ihnen für Ihren interessanten Diskussionsbeitrag, den ich in einigen Punkten noch ergänzen möchte.

    Mit einer sorgfältigen und kritischen Auswahl der Franchisenehmer würden sich Franchisegeber viele Probleme ersparen. Leider werden gerade in den Anfängen eines Franchisesystems die Anforderungen heruntergeschraubt. Da Bekanntheitsgrad und Anziehungskraft des Franchisesystems noch gering sind, wird vermeintlich JEDER neue Partner gebraucht. Unzufriedenheit und Misserfolge sind oft die Folge.

    Umgekehrt müssten auch die Interessenten das zu ihnen passende Franchisesystem sorgfältiger und kritischer auswählen. Dazu gehören u.a. eine intensive Internetrecherche, die Einholung von Vergleichsangeboten, Gespräche mit Branchenkennern, die Befragung bestehender Franchisenehmer und zuletzt die Einschaltung eines erfahrenen Franchise-Anwalts.

    Sie haben die Rolle der Franchisenehmer anschaulich geschildert. Darüber hinaus können die Partner in vielen Franchisesystemen über Beiräte, ERFA-Tagungen und Gespräche mit dem Partnermanager auf die Entwicklung „ihres“ Geschäftskonzeptes Einfluss nehmen.

    Mit Ihrem Hinweis, dass es nicht nur um investiertes Geld, sondern um die investierte Lebenszeit und das Herzblut der Beteiligten geht, haben Sie mir aus der Seele gesprochen. Nicht selten hängen die physische und psychische Gesundheit der Franchisenehmer/innen sowie die Stabilität ihrer Familien von der Entwicklung ihrer Geschäftsbetriebe ab.

    Natürlich sollte ein Franchisegeber seinem Partner ein ausgereiftes Geschäftskonzept übergeben, ihn intensiv schulen und im Tagesgeschäft unterstützen. Dazu gehört, dass die Systemzentrale über ausreichend Ressourcen verfügt, um die versprochene Unterstützung wirklich zu gewährleisten. Ferner sollte ein Franchisegeber die Franchise-Gebühren nicht nach Gutdünken festlegen, sondern gegenüber dem Partner detailliert begründen. Extern sollte sich ein Franchisegeber nicht in angebliche Rankings einkaufen, die in Wirklichkeit Werbezwecken dienen. Er sollte die Markenrechte von Mitbewerbern respektieren, anstatt diese missbräuchlich bei der Expansion zu behindern. Er sollte nicht die Dienste von Beratern, Vermittlern oder Plattformen in Anspruch nehmen, die es mit dem geistigen Eigentum Dritter nicht so genau nehmen. (nur ein paar Beispiele aus der Praxis).

    Das Engagement für die Umwelt und die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung sind wichtige Themen in der Nachhaltigkeitsdebatte. Unter dem Stichwort „Corporate Social Responsability“ übernehmen immer mehr Franchisegeber und Franchisenehmer gesellschaftliche Verantwortung. Das neue Selbstverständnis geht auf das Leitbild des „ehrbaren Kaufmanns“ zurück und ermöglicht eine öffentlichkeitswirksame Selbstdarstellung. Wird die gesellschaftliche Verantwortung zu einem integralen Bestandteil der Geschäftstätigkeit, muss sich ein Unternehmen um sein Image keine Sorgen mehr machen. In den Augen der Interessenten erhöht das gesellschaftliche Engagement die Glaubwürdigkeit des Anbieters, womit „CSR“ den entscheidenden Wettbewerbsvorteil im Kampf um qualifizierte Franchisenehmer bieten kann.

    Der Gleichstellung des Franchising mit dem Genossenschaftswesen erscheint mir missverständlich. Die Besonderheit der Genossenschaft als Selbsthilfeorganisation liegt darin, dass sie die erwirtschafteten Leistungen an ihre Mitglieder weitergibt. Nach dem Identitätsprinzip ist jeder Genosse Miteigentümer, Geschäftspartner und Eigenkapitalgeber in einer Person. Rechtlich dürften diese Merkmale mit der Stellung von Franchisegeber und Franchisenehmern nicht vereinbar sein. Ein Jurist könnte sicher besser auf die Unterschiede eingehen.

    Schöne Grüße

    Ulrich Kessler

  • Ludwig Bussmann sagt:

    Sehr geehrter Herr Kessler,
    in Ihrem offenen Brief rufen Sie zur Verteidigung auf und stellen eine ganze Reihe von Fragen hierzu. Ich halte dagegen, dass die Franchisewirtschaft und unter anderem Ihr Portal sowohl Teil als auch (Mit-)ursache des Problems sind.

    Berichte wie der im Report sind relativ selten, sorgen aber jedes Mal für Aufsehen. Im journalistischen Sinne sind sie also sehr erfolgreich. Auf der anderen Seite stehen die positiven Nachrichten, die sehr zahlreich sind und den Markt quasi überschwemmen. In Ihrem Portal (und den vielen anderen) wird unterschiedslos jedes System dargestellt, das möchte und zahlt. Jede Pressmitteilung wird veröffentlicht. Eine kritische Gegenbetrachtung findet selbst dann nicht statt, wenn sie nicht mehr von der Hand zu weisen ist.
    Gleichzeitig beanspruchen Sie einen Qualitätsanspruch für Ihre Seite. Für den potentiellen Franchisenehmer ist das absolut irreführend, es ist kaum möglich, in der Vielzahl der Jubelmeldungen selbst zu kleinsten Systemen ein objektives Bild heraus zu recherchieren.
    Die Fachpresse macht es noch schlimmer. In der aktuellen Impulse-Rangliste stehen seriöse Systeme und Junk-Investitionen einträchtig nebeneinander. Es wird von eine „Methodik“ beschrieben und ein neunköpfiges Gremium aus „Experten“ beurteilt die Systeme. Damit wird der Rangliste bewusst ein ernstzunehmendes Image gegeben. Ich halte das für unhaltbar, sogar unseriös. Ganz offensichtlich werden die Angaben der Systemgeber ohne Gegenprüfung weitgehend übernommen.
    Eine solche „Fachpresse“ schreit geradezu nach Entsprechung auf der anderen Seite. Auch wenn ich die journalistische Qualität des Report Beitrages ebenfalls eher traurig finde. Solange auf Franchisegeberseite keine nachhaltiges Interesse daran besteht, Spreu von Weizen zu trennen, werden solche Berichte für Schlagzeilen sorgen und das ganz zu Recht! Ich glaube nicht, dass einer der seriösen Franchisegeber die Impulse Redaktion darauf hingewiesen hat, dass eine Veröffentlichung der eigenen Daten nur im Rahmen einer nachweisbar ernsthaften Recherche erfolgen darf.
    Einen Ansatz für mehr Qualität bietet beispielsweise der DFV mit seinen Kriterien zumindest für Vollmitglieder. Dies bleibt aber ein Einzelfall.

    Ich war selber Master Franchisenehmer für BEI-Training, ein Franchise System der BEIGroup GmbH aus Nürnberg. Ich habe in dieser Zeit keinen einzigen wirtschaftlich erfolgreichen Franchisenehmer kennen gelernt. Die Zahl der mir bekannten gescheiterten und ausgeschiedenen Franchisenehmer hingegen wächst ständig und übertrifft die Zahl der aktiven Franchisenehmer. Bei meinen ausgiebigen Recherchen vor Vertragsabschluss bin ich auf keine kritischen Berichte zu dem System BEITraining gestoßen, obwohl es diese bereits damals hätte geben können. Daher habe ich, so wie viele andere, den Angaben vertraut, die mir gegeben wurden. Ich habe meine Tätigkeit dort mittlerweile beendet, aus wirtschaftlichen und moralischen Gründen. Letztendlich bin ich als Master-Franchisenehmer eben auch Franchisegeber.

    Wenn zu erkennen ist, dass eine wirtschaftliche Existenz nicht nach fairen Maßstäben gewährleitstet werden kann, kann kein Franchise angeboten werden. Dies gilt für das System insgesamt und auch in jedem Einzelfall. An dieses sehr einfache Gebot halten sich viele Systeme nicht. Es ist extrem schwierig und teuer, Franchise-Interessenten zu finden, da wird genommen wer kommt und das Geld zusammenbringen kann.
    All die Einwände zu internen Veränderungsmöglichkeiten, ERFA Tagungen, vorvertraglicher Recherche etc. führen nirgendwohin. So etwas funktioniert nur bei Systemen, die eben funktionieren. Was ist mit den vielen anderen?
    Die Folge sind ein schlechtes Image, ruinierte Menschen und eine ausgesprochen attraktive Einnahmequelle für Rechtsanwälte und Schiedsgerichte.
    Was soll sich daran ändern, wenn auf der Geber Seite alles beim Alten bleibt?
    Beste Grüße
    Ludwig Bussmann

  • Ulrich Kessler sagt:

    Sehr geehrter Herr Bussmann,

    Sie werfen mir in Ihrem Beitrag vor, dass unser Portal „sowohl Teil als auch (Mit-)ursache des Problems“ sei. In der Tat bietet das FranchisePORTAL nicht nur die umfangreichste Informationsplattform, sondern auch die größte Werbeplattform der deutschsprachigen Franchise-Wirtschaft. Aufgrund der führenden Stellung unseres Portals trage ich zweifellos eine Mitverantwortung.

    Mit meinem „Offenen Brief“, der an alle uns bekannten Franchisesysteme verschickt wurde, versuche ich innerhalb der Franchise-Wirtschaft eine Diskussion über die Ursachen der Missstände und ihre Konsequenzen in Gang zu setzen. Es geht mir letztlich darum, dass sich die seriöse Mehrheit nicht länger von fragwürdigen Anbietern und pauschaler Kritik in eine „Schmuddelecke“ drängen lässt. Sonst droht aus meiner Sicht die Gefahr, dass eines der effizientesten Geschäftsmodelle dauerhaft mit einem negativen Image belastet wird.
    Dank der mehrheitlich seriösen Systemanbieter überwiegt zum Glück die positive Berichterstattung in den Medien. Die Aufdeckung von Missständen durch investigativen Journalismus halte ich für unverzichtbar, da die bestehenden Gesetze offensichtlich zur Verhinderung solcher Fälle nicht ausreichen.

    An der Sendung „Der Franchise-Flop – Pleite statt Existenzgründung“ des bayerischen Rundfunks bemängele ich die unzulängliche Recherchearbeit, das Fehlen von Lösungsansätzen und die pauschale Verteufelung des Franchising. Das angeprangerte Pachtsystem ist mir in meiner 15-jährigen Berufstätigkeit im Franchising nie begegnet, auch die Website enthält keinen Hinweis auf Franchise-Aktivitäten.

    Das FranchisePORTAL gibt es zum einen die Virtuelle Messe, in der analog zu einer realen Messe rund 300 Franchise- und Lizenzsysteme ihre unterschiedlichen Gründungsangebote bewerben. Davon zu unterscheiden ist unsere Nachrichtenredaktion, die ihren Sitz in 600 km Entfernung hat und auf ihre Unabhängigkeit pocht. Alle Pressemitteilungen werden von unseren Redakteuren auf Relevanz und Plausibilität geprüft und anschließend bearbeitet. Zwar können wir uns keinen „investigativen Journalismus“ leisten, doch wird ein Teil der Nachrichten von unserer Redaktion selbst recherchiert. Wenn Sie beispielsweise den Begriff „subway“ in die Suche eingeben, finden Sie durchaus Beispiele für kritische Berichterstattung.

    Zu den verschiedenen Ranglisten kann ich nicht Stellung nehmen, da mir nicht bekannt ist, wie sie zustande kommen. Obgleich wir die wohl umfangreichste Franchise-Datenbank in Deutschland aufgebaut haben, konnte ich mich bisher nicht zur Veröffentlichung qualitativer Ranglisten entschließen. Wie wollen Sie eine objektive Rangliste erstellen, wenn bereits die Grenzziehung zwischen einem seriösen und einem unseriösen Franchisesystem anhand der zur Verfügung gestellten Daten schwierig ist?

    Wir haben deshalb zum Jahresende QUALIFACTION® FRANCHISE eingeführt, das eine anonyme Bewertung der Franchisesysteme durch ihre Franchisenehmer ermöglicht. Die ersten Franchisesysteme haben das neue Tool genutzt und ihre Note im FranchisePORTAL veröffentlicht. Wir hoffen, dass immer mehr Franchisesysteme das Tool zur frühzeitigen Erkennung von Problemen und bei einem positiven Ergebnis für Werbezwecke einsetzen werden!

    Ich bedauere es sehr, dass Sie nicht den erhofften beruflichen Erfolg im Franchising gefunden haben. Vielleicht können die sozialen Medien und die verstärkte Interaktion zwischen Aussteigern und Interessenten für mehr Transparenz sorgen, um ähnliche Fälle in Zukunft zu verhindern. Bislang liegen uns keine Angaben zur Zahl der ausgeschiedenen Master und Franchisenehmer in Ihrem ehemaligen Franchisesystem sowie deren Ursachen vor.

    Wer soll aus Ihrer Sicht beurteilen, ob eine wirtschaftliche Existenz nach fairen Maßstäben gewährleistet werden kann? Ich bin zuversichtlich, dass sich die funktionierenden Franchisesysteme nicht länger von zweifelhaften Anbietern in Geiselhaft nehmen lassen.

    Übrigens organisiert der DFV am 22. September ab 18:00 Uhr im Hotel Bredeney in Essen eine Veranstaltung zum Thema „Werte & Wandel in der Franchise-Wirtschaft“, wo solche Fragen diskutiert werden sollen. Vielleicht wollen Sie dazu stoßen?

    Viele Grüße

    Ulrich Kessler

  • Jochen Ewald sagt:

    Guten Abend die Damen und Herren,

    auch ich werde an der Veranstaltung „Werte & Wandel in der Franchise-Wirtschaft“ in Essen teilnehmen und würde mich freuen wenn die bisherigen Schreiber und die vielen anonymen Leser hier und auch im Franchise Business Club https://www.xing.com/net/pri3ead66x/franchise/aktuelles-und-pressemitteilungen-1058/franchising-eine-branche-beginnt-sich-zu-wehren-37828003/ wo Herr Kessler freundlicherweise auch die Fragen gepostet hat.

    Über das Ursprungsthema „das schlechte Image des Franchising“ habe ich in XING bzw. im Franchise Business Club schon viel geschrieben, deshalb möchte ich an die Stelle auf den o.g. Link verweisen. Parallel dazu finden sich dort auch ein Verweis auf die Diskussion hier.

    Ich kann den Unmut von Herrn Bussmann bezgl. seines ehemaligen Franchisegebers gut verstehen. Nichts desto trotz gehören zu einer Partnerschaft immer 2 Parteien und wenn ich das richtig sehe sind Sie nach wie vor in der selben Branche wie bei BEI-Training tätig, dann kann´s doch so schlecht nicht sein.

    Trotzdem freue ich mich das Sie trotz schlechter Erfahrungen den System-Check des DFV hervorheben. Ich selber durfte QUALIFACTION vom FranchisePORTAL bereits im letzten Jahr testen und war begeistert. Die Software ist jetzt ausgereift, einfach zu bedienen und praktikabel. Das Problem stellen nur die Franchisenehmer dar, die trotz mehrmaligem Hinweis am Test nicht teilgenommen haben, aber das Problem wird auch bei den System-Check des DFV und des F&C auftauchen.

    NETTe Grüße
    Jochen Ewald

  • Joachim Dreetz sagt:

    Sehr geehrter Herr Kessler,
    Sie schreiben:
    „In der Kommunikation der meisten Franchisesysteme wird sorgsam vermieden, dass ein Rückgang der Partnerzahlen oder anderer Kennzahlen deutlich wird. Hier erscheint mir aus Gründen der Glaubwürdigkeit mehr Transparenz angebracht, wobei die Gründe einer Entwicklung erläutert werden sollten.“

    Genau dies ist es, was bei einer Bewertung im Vorfeld zu der möglichen Vergabe eines (DFV-) Qualitätssiegels mit einbezogen werden muss. So etwas lässt sich sehr genau mit Hilfe von Kennzahlen untermauern. Standortausfälle, Partnerausfälle etc.. Kein seriöses System wird sich dem entziehen, wenn es ein gut entwickeltes Standort- und Franchisenehmer-Bewertungssystem hat. Zwangsläufig gehören dann aber auch spezifisch qualifizierte Verantwortungsträger im Franchisesystem dazu. Marktanalyse by Franchisenehmerglück oder Pech ist dann Vergangenheit.
    Und ich bin sicher, dass die Franchise-Wirtschaft am Ende ziemlich dankbar dafür sein wird.

  • Joachim Dreetz sagt:

    Sehr geehrter Herr Kessler,
    Sie schreiben:
    „Ich erwarte von der Franchiselobby, dass sie sich den Probleme offen stellt und dass sie Schwächen zugibt. Man muss ja nicht gleich ein ganzes System an den Pranger stellen. Aber man sollte sich aufrecht darum bemühen, die Schwarzen Schafe zu identifizieren und man sollte ihnen zeigen, wie sie ihr System verbessern können. Diejenigen, die sich diesen Vorschlägen verweigern, sollte man tatsächlich ausgrenzen.
    Nur so kann die Franchisewirtschaft glaubhaft nach außen demonstrieren, dass es es sowohl gute als auch weniger gute Systeme gibt. Dann wird es auch für die Medien leichter, besser zu unterscheiden.“

    Ich stimme dem absolut zu. Es muss einfach bald etwas passieren, um der Franchisewirtschaft nicht größeren Schaden zuzufügen. Noch ist die Berichterstattung über schwarze Schafe unter den Franchisesystemen ja noch relativ oberflächlich. Was aber, wenn einmal die Diskussion darüber in´s Rollen kommt, welchen volkswirtschaftlichen Schaden ein Franchisesystem, dessen Wurzeln gar nicht einmal der betreffenden Volkswirtschaft angehört muss, hinterlässt. Ich habe das für meinen Insovenzfall einmal beziffert, mit allen meinem ehemaligen dem Unternehmen angeschlossenen Geschäftspartnern incl. Banken, Mitarbeiter, Lieferanten, Vermietern, etc.. Da klingeln Ihnen aber die Ohren ! Wenn das dann auf alle bisherigen Abstürze in dem System, dem ich bisher angehörte hochgerechnet wird und dies wird Public, na dann sehen wahrscheinlich die bisherigen Fernsehreports noch recht friedlich aus. Das muss nicht so kommen, aber erwähnenswert ist mir dies schon.

  • Ulrich Kessler sagt:

    Sehr geehrter Herr Dreetz,

    ich habe bereits Ihre Beiträge zu den aufgeworfenen Fragen im Franchise Business Club gelesen. Angesichts Ihrer dramatischen Erfahrungen hat mich die Sachlichkeit Ihrer Argumentation sehr beeindruckt.

    Über die Schädigung der Franchise-Nehmer durch unseriöse bzw. unausgereifte Systeme wurde im Franchise-Treff, im Franchise Business Club sowie im Blog des Bayerischen Rundfunks bereits ausführlich diskutiert. Mit dem volkswirtschaftlichen Schaden sprechen Sie einen wichtigen Punkt an, der in der Diskussion bisher zu kurz kam.

    Ihren Erwartungen an die „Franchiselobby“ kann ich mich nur anschließen. Es muss etwas geschehen, sonst verfestigt sich das tendenziell negative Image des Franchising in der Öffentlichkeit. Dies wäre nicht nur für die Franchise-Wirtschaft von großem Nachteil, sondern würde sich auch auf das allgemeine Gründungsklima negativ auswirken. Der Verlust potentieller Unternehmer könnte den volkswirtschaftlichen Schaden weiter erhöhen.

    Mit besten Grüßen

    Ulrich Kessler

  • Ludwig Bussmann sagt:

    Sehr geehrter Herr Kessler,
    vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort! Was Sie über Ihr Portal bzw. die Redaktion schreiben was mir natürlich so nicht bekannt. Ich bin positiv überrascht und werde in Zukunft genauer hinsehen. Der in meinem Schreiben geäußerte Vorwurf war denn auch allgemein auf die Darstellung der Branche gemünzt.
    Ich stimme Ihrer Einschätzung von Rankings zu. Es ist fast unmöglich, ein objektives Ranking aufzustellen, was dann bleibt muss daher ein verfälschtes Bild abgeben. Und es gibt auch schon viel zu viele Rankings. Es wäre sinnvoller, damit ganz aufzuhören. Allerdings stehen da wohl auch (im Grunde ja legitime) wirtschaftliche Interessen im Wege, letztendlich ruft das Impulse Ranking immer wieder viel Aufmerksamkeit hervor. Das ist ja wohl das Ziel journalistischer Arbeit, dann allerdings auch mit dem erforderlichen Recherche Aufwand verbunden

    Ich werde Ihre QUALIFACTION® FRANCHISE Initiative verfolgen, in jedem Fall wünsche ich Ihnen viel Erfolg damit!

    Was mein ehemaliges Franchise System BEITraining angeht, da steht einer offenen Aufarbeitung noch eine juristisches Nachspiel im Wege. Ich habe aber jüngst von einem Leidenskollegen die Ergebnisse einer aktuellen Recherche öffentlich zugänglicher Daten bekommen. Demnach hat es in diesem System europaweit über 100 Franchisenehmer gegeben, von denen heute laut Internet noch ca. 40 aktiv sind, die allermeisten weniger als drei Jahre dabei. Meiner Kenntnis nach ist ein einziger Vertrag erfolgreich über die Laufzeit gegangen. Ich habe wie gesagt niemanden kennen gelernt, der wirtschaftlich erfolgreich gewesen wäre, insbesondere nicht im Sinne des Franchise Vertrages.
    Für ein entsprechend orientiertes Fernsehteam wäre das ein gefundenes Fressen!
    Mit besten Grüßen
    Ludwig Bussmann

  • jo sagt:

    Transparenz und vor allem genaue recherchen und hinterfragung der franchisegeber, um schwarze schafe ausfindig zu machen, sodass solche nicht als erfolgreich und super angepriesen werden, obwohl sie wirklich FN’s in den ruin treiben! das wäre sicher das hilfreichste! denn genau diese zerstören den ruf und wenn man sie so weiterwerken lässt und unterstützt, werden die sich auch nicht ändern, sondern weiter ihr unwesen treiben und auf lange sicht alles zerstören!