Unternehmensnachfolge im Franchising: 3 wichtige Fragen, die man sich vorher stellen sollte
Um sich selbstständig zu machen, kann man viele Wege gehen. Die meisten, die sich erstmals mit dem Thema Existenzgründung auseinandersetzen, bemühen sich um eine möglichst kreative, nie dagewesene Geschäftsidee. Doch es gibt weitaus mehr Wege in die Selbstständigkeit. Man kann vorhandene Geschäftsideen auch deutlich verbessern. Oder selbst nutzen, wie das mit Franchise- und Lizenzsystemen möglich ist. Und dann gibt es noch die Möglichkeit der Betriebsübernahme bzw. Unternehmensnachfolge im Franchising .
Bei der Übernahme eines bestehenden Unternehmens kann man sich ins gemachte Nest setzen – oder in die Nesseln. Das Gleiche gilt bei einer Unternehmensnachfolge im Franchising: genau wie beim herkömmlichen Bewerbungs- und Kennenlernprozess, sollten sich beide Parteien „beschnuppern“ und prüfen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie bietet online kostenfrei umfangreiche Checklisten und Informationen zum Thema Unternehmensnachfolge. Bei der Betriebsübernahme im Franchising sollte man diese drei Fragen besondere Beachtung schenken.
1.) Warum wird ein Franchise-Betrieb verkauft?
Die Gründe, warum sich ein Franchise-Nehmer von seinem Betrieb trennen will, können vielfältig sein. Naheliegend ist vor allem aktuell der Fall des Renteneintrittsalters – denn viele der ersten Franchise-Systeme, die in den 70er Jahren in Deutschland entstanden, haben Franchise-Partner, die nach zahlreichen Vertragsverlängerungen nun in Rente gehen möchten. Wir haben hier die gängigsten Gründe aufgeführt, warum ein bestehender Franchise-Betrieb zum Verkauf steht:
- Der Franchise-Nehmer geht in Rente
- Der Franchise-Nehmer hat andere geschäftliche Interessen, die er fokussieren möchte
- Der Franchise-Vertrag läuft aus und wird nicht verlängert
- Der Franchise-Nehmer möchte umziehen
- Der Franchise-Nehmer oder ein naher Angehöriger ist erkrankt und kann/möchte nicht mehr die nötige Arbeitsleistung erbringen
- Der Franchise-Nehmer hat von Vorneherein geplant, den Betrieb nach erfolgreicher Etablierung am Markt mit Gewinn zu verkaufen
- Der Franchise-Nehmer fühlt sich in dem Franchise-System nicht wohl und möchte aussteigen
- Der Franchise-Nehmer ist geschäftlich nicht erfolgreich
- Der Betrieb gehörte bislang dem Franchise-System selbst und wird nun als laufender Betrieb angeboten
Für einen Interessenten für eine Unternehmensnachfolge im Franchising ist es daher elementar herauszufinden, WARUM der Franchise-Betrieb zum Verkauf steht. Sollte der Franchise-Nehmer unzufrieden und nicht erfolgreich gewesen sein, sollte man auch hier genau nachforschen, warum dies so ist. Dabei sollte man alle Beteiligten befragen und dabei insbesondere auch auf das eigene Gefühl achten. Einer der Vorteile beim Kauf eines bestehenden Franchise-Betriebs sind die vorhandenen Betriebszahlen. Hieran kann man deutlich erkennen wie gut oder schlecht das Geschäft gelaufen ist. Im Fall, dass das Geschäft unterdurchschnittlich lief, muss also recherchiert werden, warum dies so war (siehe Frage 3).
2.) Was sind die Vorteile, wenn man einen bestehenden Franchise-Betrieb kauft?
Zum einen genießt man in der Unternehmensnachfolge im Franchising als Käufer eines bestehenden Franchise-Betriebs natürlich die gleichen Vorzüge, wie andere Franchise-Nehmer auch. Man erhält zum Beispiel die entsprechenden Schulungen, wird bei der Existenzgründung unterstützt und kann ein erprobtes Geschäftskonzept nutzen. Besondere Vorteile bei der Übernahme eines bestehenden Franchise-Betriebs sind unter anderem eine bestehender Kundenstamm und existierende Geschäftszahlen, die es etwas einfacher machen, die Zukunft des Betriebs einzuschätzen. Das sind die Vorteile der Unternehmensnachfolge im Franchising:
- Ein Einkommen ab dem ersten Tag der Geschäftsübernahme
- Die Marke ist lokal bereits bekannt
- Man startet direkt mit einem vorhandenen Kundenstamm
- Die Waren- und Geschäftsausstattung ist vorhanden
- Es gibt bereits Angestellte, die ihren Job verstehen
- Die Geschäftsplanung ist leichter umzusetzen, da bereits Daten über das Unternehmen existieren
- Aus dem gleichen Grund wird es auch leichter eine Finanzierung zu erhalten
3.) Worauf sollte man bei der Unternehmensnachfolge im Franchising achten?
Wie schon erwähnt, sollte man auf keinen Fall im Dunkeln lassen, warum der Betrieb verkauft wird. Stellt sich heraus, dass der Franchise-Nehmer zuvor nicht erfolgreich war, vielleicht sogar im Streit mit dem Franchise-Geber auseinander geht, ist auch das alleine noch kein Grund das Handtuch zu werfen – wohl aber, die Umstände genau zu hinterfragen. Man sollte mit allen Parteien, also dem Franchise-Nehmer, Franchise-Geber, aber auch den Angestellten, evtl. weiteren Vertragspartnern des Franchise-Nehmers und sogar den Kunden sprechen und sich daraus selbst ein Bild machen.
Auch äußere, nicht einfach zu beeinflussende Umstände können das Unternehmen gefährden. Soll in der Nähe ein neues Einkaufszentrum gebaut werden, das sämtliche Laufkundschaft abfangen könnte? Wird eine große Baustelle über lange Zeit direkt vor dem Geschäft sein und ihre Kunden keine Parkmöglichkeiten mehr haben? Für solche Fragen sollte man das zuständige regionale Amt kontaktieren, denn Bauvorhaben sind öffentlich einsehbar.
Bestehende Verträge mit anderen Unternehmen sind auch ein relevanter Faktor bei einer Betriebsübernahme. Diese müssen in der Regel weitergeführt werden. Gleiches gilt für die Angestellten. Sie müssen nach Gesetz übernommen werden bzw. dürfen nicht mit Begründung des Geschäftsinhaberwechsels gekündigt werden. Ein weiterer zu beachtender Faktor, ist die möglichweise veraltete Einrichtung des Geschäfts. Hier können evtl. Kosten anfallen.
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